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Das vergessene Kind

„Jeder Mensch hat sein Bündel zu tragen“, pflegte meine Großmutter immer zu sagen. Ich habe tatsächlich noch nie einen Menschen getroffen, auf den das nicht zutreffen würde. Wir alle geben jeden Tag unser Bestes, treffen Entscheidungen, sorgen für unsere Familie. Was vielfach in den Wirren des Alltags untergeht, sind unsere eigenen Belange. Viel zu selten schauen wir auf das, was uns selbst gut tut. Wir funktionieren, sind produktiv, sind gute Freunde, gute Nachbarn, gute Partner, gute Mütter und Väter. Doch vor allem sind wir auch ein Mensch, der es kaum gelernt hat, sich selbst gerecht zu werden.

Das Kind in uns

Wollen wir uns selbst gerecht werden, müssen wir uns erst kennenlernen. Die wenigsten wissen um ihre eigentliche Essenz. Kaum jemand kennt all seine Talente und Begabungen. In der Arbeitswelt geben uns feste Strukturen kaum Gelegenheit, unsere Fähigkeiten zu entfalten. Wir werden erstickt von der Eintönigkeit.

Doch unbeherrscht regt sich dann manchmal Unmut in uns. Wir wissen nicht immer sofort, woher dieses plötzliche aufkeimende Gefühl von Trotz und Abwehr kommt. Es sind diese vergessenen Anteile in uns, die heftig an die Tore unseres Bewusstseins klopfen. Unser vergessenes, inneres Kind saß traurig in einer Ecke, bis es schließlich wütend wurde. Wütend darüber, dass es nicht beachtet wird. Traurig darüber, dass man ihm nicht die Aufmerksamkeit zuteil werden lässt, die es verdienen würde.

Das enorme Potential der vergessenen Anteile

Mit zunehmenden Alter werden wir feststellen, dass unser inneres Kind immer trotziger wird und sich nicht mehr so einfach wegdrücken lässt. Höchste Zeit also, sich ihm zu widmen. Es hat viel zu sagen – und vor allem zu geben! Wenn wir auch nur in Erwägung ziehen würden, uns ihm jeden Tag ein paar Minuten zuzuwenden – wie reicher und bunter würde unser Leben mit einem Schlag werden. Längst vergessene Begeisterung sprengte die engen Fesseln in uns. Wir entdeckten neue Hobbys oder füllten unsere Freizeit plötzlich mit ganz anderen Dingen. Wenn wir lernen, uns selbst gerecht zu werden, kann dieses Kind in uns wachsen und reifen. Wir haben dadurch Zugriff auf eine innere Kraftquelle mit enormen Potential. Bevor wir Entscheidungen treffen werden wir erst in uns hineinhören. Und wir werden immer mehr in unsere Mitte kommen. Wir alle haben diesen inneren Frieden verdient. Also lassen wir uns doch von unserem inneren Kind an die Hand nehmen und dort hin führen, wo wir stets aus dem Vollen schöpfen können.